Brief 1811-11-21/4

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Stimmings Krug bei Potsdam, 21. November 1811

Absender: Henriette Vogel und Heinrich von Kleist

Adressat: Ernst Friedrich Peguilhen


H. Kriegsrat Peguillhin, Wohlgeb., Berlin, Markgrafenstraße im Falkschen Hause, das zweite Haus von der Behrenstraße. Der Bote bekommt noch 12 Gr. Kurant.

[Henriette Vogel]

Mein sehr werter Freund! Ihrer Freundschaft die Sie für mich, bis dahin immer so treu bewiesen, ist es vorbehalten, eine wunderbare Probe zu bestehen, denn wir beide, nämlich der bekannte Kleist und ich befinden uns hier bei   S t i m m i n g s ,    auf dem Wege nach Potsdam, in einem sehr unbeholfenen Zustande, indem wir   e r s c h o s s e n   da liegen, und nun der Güte eines wohlwollenden Freundes entgegen sehn, um unsre gebrechliche Hülle, der sicheren Burg der Erde zu übergeben. Suchen Sie liebster Peguilhen diesen Abend hier einzutreffen und alles so zu veranstalten, daß mein guter Vogel möglichst wenig dadurch erschreckt wird, diesen Abend oder Nacht wollte Louis seinen Wagen nach Potsdam [schicken], um mich von dort, wo ich vorgab hinzureisen, abholen zu lassen, dies möchte ich Ihnen zur Nachricht sagen, damit Sie die besten Maßregeln darnach treffen können. Grüßen Sie Ihre von mir herzlich geliebte Frau und Tochter viel tausendmal, und sein Sie teurer Freund überzeugt daß Ihre und Ihrer Angehörigen Liebe und Freundschaft mich noch im letzten Augenblick meines Lebens die größte Freude macht.

Ihre A. Vogel

Ein kleines versiegeltes schwarzes ledernes Felleisen, und einen versiegelten Kasten worin noch Nachrichten für Vogel, Briefe, Geld und Kleidungsstücke auch Bücher vorhanden, werden Sie bei   S t i m m i n g s   finden. Für die darin befindlichen 10 Rth. Kurant wünschte ich eine recht schöne   b l a ß g r a u e   T a s s e ,   inwendig vergoldet, mit einer goldnen Arabeske auf weißem Grunde zum Rand, und am Oberkopf im weißen Felde mein Vornamen, die Fasson wie sie jetzt am modernsten ist. Wenn Sie sich dieser Kommission halber an Buchhalter Meves auf der Porzellanfabrik wendeten, mit dem Bedeuten diese Tasse am   W e i h n a c h t s - H e i l i g a b e n d   L o u i s  eingepackt zuzuschicken, doch würden Sie mein lieber Freund mit der Bestellung eilen müssen, weil sie sonst nicht fertig werden möchte. Leben Sie wohl und glücklich. -

Einen kleinen Schlüssel werden Sie noch eingesiegelt im Kasten finden, er gehört zum Vorhängeschloß des einen Koffer   z u   H a u s e   b e i   V o g e l ,   worin noch mehrere Briefe und andre Sachen zum Besorgen liegen.

[Kleist]

Ich kann wohl Ihre Freundschaft auch mein liebster Peguillhin für einige kleine Gefälligkeiten in Anspruch nehmen. Ich habe nämlich vergessen, meinen Barbier für den laufenden Monat zu bezahlen, und bitte, ihm 1 Rth. à 1/3 C zu geben, die Sie eingewickelt in dem Kasten der Mad. Vogel finden werden. Die Vogeln sagt mir eben, daß S i e den Kasten aufbrechen und alle Kommissionen die sich darin finden besorgen möchten: damit Vogel nicht gleich damit behelligt würde - Endlich bitte ich noch, das ganze, kleine, schwarzlederne Felleisen, das mir gehört, mit Ausnahme der Sachen die etwa zu meiner Bestattung gebraucht werden möchten, meinem Wirt, dem Quartiermeister Müller, Mauerstraße Nr. 53 als einen kleinen Dank für seine gute Aufnahme und Bewirtung, zu schenken. - Leben Sie recht wohl, mein liebster Peguillhin; meinen Abschiedsgruß und Empfehlung an Ihre vortreffliche Frau und Tochter.

H. v. Kleist.

Man sagt hier d. 21. Nov.; wir wissen aber nicht ob es wahr ist.

N. S. In dem Koffer der Mad. Vogel, der in Berlin in ihrem Hause in der Gesindestube mit messingnem Vorlegeschloß steht, und wozu der kleine versiegelte Schlüssel, der hier im Kasten liegt, paßt - in diesem Koffer befinden sich drei Briefe von mir, die ich Sie noch herzlichst zu besorgen bitte. Nämlich:

1) einen Brief an die Hofrätin Müller, nach Wien;

2) einen Brief an meinen Bruder Leopold nach Stolpe, welche beide mit der Post zu besorgen sind (der erstere kann vielleicht durch den guten Brillen-Voß spediert werden); und

3) einen Brief, an Fr. v. Kleist, geb. v. Gualtieri, welchen ich an den Major v. Below, Gouverneur des Prinzen Friedrich von Hessen, auf dem Schlosse, abzugeben bitte.

Endlich liegt

4) noch ein Brief an Fr. v. Kleist, in den hiesigen Kasten der Mad. Vogel, welchen ich gleichfalls und zu gleicher Zeit an den Major v. Below, abzugeben bitte. - Adieu!

[Auf einem nachträglich eingeschobenen Zettel]

N. S. Kommen Sie recht bald zu Stimmings hinaus, mein liebster Peguillhin, damit Sie uns bestatten können. Die Kosten, was mich betrifft, werden Ihnen von Frankfurt aus, von meiner Schwester Ulrike wieder erstattet werden. - Die Vogeln bemerkt noch, daß zu dem Koffer mit dem messingnen Vorhängeschloß, der in Berlin, in ihrer Gesindestube steht, und worin viele Kommissionen sind, der Schlüssel hier versiegelt in dem hölzernen Kasten liegt. - Ich glaube, ich habe dies schon einmal geschrieben, aber die Vogel besteht darauf, daß ich es noch einmal schreibe.
H.v.Kl.


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