Brief Brief 1807-07-13

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Chalons sur Marne, 13. Juli 1807

Absender: Heinrich von Kleist

Adressat: Otto August Rühle von Lilienstern


Mein liebster Rühle,

ich schreibe Dir nur ganz kurz, um Dir folgende Notizen zu geben. Soeben ist, von dem Gen. Clarke, der Befehl zu meiner Loslassung angekommen. Ich bin aber ganz ohne Geld, und nicht imstande, zu reisen, wenn Du mir nicht unverzüglich das Geld von Arnold schickst. Ich zweifle auch gar nicht daran, daß Du diese Sache schon, auf meinen Brief, vom Ende vorigen Monats (glaub ich), abgemacht hast, und daß das Geld schon unterweges ist. Sollte es aber doch, unvorhergesehener Hindernisse wegen, unmöglich gewesen sein: so mußt Du es entweder noch möglich machen, und zwar ohne allen Verzug (müßtest Du auch einen Teil der Summe dafür aufopfern), oder aber wenigstens meiner Schwester Ulrike davon Nachricht geben, so höchst unangenehm mir auch dieser Schritt wäre. Ich muß Dir sagen, daß es mir äußerst niederschlagend sein würde, wenn ich mir mit allen meinen Bemühungen nicht so viel erstrebt hätte, als nötig ist, mich aus einer Not, wie die jetzige ist, heraus zu reißen. Arnold hat das Buch, wie Du mir geschrieben hast, schon vor 10 Wochen gedruckt; es läßt sich also gar kein billiger Grund denken, warum er so lange mit der Bezahlung zögert. Ich glaube auch nicht, daß er es getan hat; ich glaube auch nicht, daß Deinem Eifer irgend etwas vorzuwerfen sei; die Möglichkeit nur, daß das Geld doch, trotz dem allen ausbleiben könnte, macht mich unruhig. Auf jeden Fall erwarte ich Deine Antwort hier, auf meinen vorigen Brief, die spätestens in 54 Tagen, wenn Du geschrieben hast, hier eintreffen muß. Ich muß auf Befehl des Gen. Clarke, nach Berlin gehen, und mich dort bei ihm melden. Es ist ungeheuer, jemanden so durch die Welt zu jagen, ohne zu fragen, wo er das Geld dazu hernehme? Bis diese Stunde verweigert man mir noch die Reiseentschädigungen, die sonst einem gefangenen Offizier zukommen; und ob ich mich gleich an das Kriegsgouvernement in Paris wenden werde, so ist doch sehr zweifelhaft, ob ich etwas damit ausrichte. Doch die Post drängt, ich muß schließen. Sobald ich in Berlin bin schreibe ich Dir; und eile in Deine Arme, sobald ich dort meinen Paß habe. Denn ein Verhör werde ich doch wohl noch dort auszustehen haben. Lebe wohl, und bleibe treu

Deinem H. Kleist.

Chalons sur Marne, den 13. Juli 1807

N. S. Antworte mir unverzüglich auf diesen Brief. Solltest Du den Wechsel schon abgeschickt haben, so kannst Du genau berechnen, wann ich in Berlin bin. Laß mich auch dort einen Brief vorfinden, der mich genau von Deinen Entschlüssen für die Zukunft unterrichtet. Adieu.


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