Heinrich von Kleists Lebensspuren (LS 218a)

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Heinrich von Kleists Lebensspuren. Dokumente und Berichte der Zeitgenossen. Neu herausgegeben von Helmut Sembdner. München 1996. [In der Kleist-Literatur üblicherweise mit der Sigle LS und laufender Nummer zitiert.]


Einzeldruck. Ende Januar 1808

Anzeige, betreffend den Phöbus

Da der Debit des Phöbus, nach den bisherigen Bestellungen zu urteilen, sich über unsre Erwartungen erweitert, so sehen wir uns genötigt, selbigen einer Buchhandlung zu übertragen. Sobald die deshalb angeknüpften Unterhandlungen beendigt, soll der Name des Verlegers angezeigt werden: bis dahin bitten wir alle Bestellungen noch unter der Adresse an die Expedition des Phöbus zu Dresden einzusenden.

Allen redenden und bildenden Künsten steht unser Journal offen. Jede kunstreiche Behandlung der verschiedenartigsten Stoffe ist für unsre Absicht gerecht; alles Handwerk gleichviel des Malers und des Dichters oder des Denkers von Profession bleibt ausgeschlossen. Wir machen es uns zur Pflicht, in jedem einzelnen Hefte die allerentgegengesetztesten Ansichten, Werke und Künste zu versammeln, nicht bloß der Mannigfaltigkeit wegen, welche nur die verwöhnten, weichlichen Seelen von einem Journale unbedingt begehren, sondern besonders wegen Befreiung des Gemüts von den engen Schranken, in welche man die Weltidee der Kunst einzudrängen pflegt. Deshalb können wir unserer Absicht nicht genug tätige Genossen wünschen. Um aber die Redaktion mit Umsicht und Klugheit betreiben zu können, müssen wir unsern Herren Mitarbeitern folgenden Plan für die Einsendung der Beiträge vorlegen:

Von den poetischen oder philosophischen Werken, die unserm Journale zugedacht werden, müssen wir uns eine vorläufige schriftliche Anzeige mit Bemerkung des Gegenstandes, der Behandlungsform und der Bogenzahl postfrei erbitten, damit hiernach entschieden werden könne, ob und an welcher Stelle der Beitrag aufgenommen wird, und damit das unnötige Hin- und Hersenden, wie auch das Liegenbleiben der Manuskripte vermieden werde.

Da für den gedruckten Bogen jeder Originalarbeit 30 Rtlr. Konv. Geld an Honorar beschlossen worden, und wir überdies unserm Publikum die strengste Würdigung der Arbeiten schuldig sind, welche wir ihm vorlegen, so wird der Fall, daß wir Manuskripte zurücksenden müssen, zwar eintreten, aber bei obiger Einrichtung selten eintreten. Allenthalben wird man sehen, wie die Kunstvereinigung, welche wir im Sinne haben, uns mehr wert sei, als die eignen Arbeiten, in wie guter und großer Absicht sie auch geschrieben wären.

Statt der gewöhnlichen Art sich beim Anfang einer solchen Unternehmung auf die fremden Teilnehmer zu berufen, erklären wir nur, daß wir uns der Begünstigung

Göthes

erfreuen. Es wäre unbescheidnes Selbstvertraun, wenn wir verschmähten, ja wenn wir uns nicht darum beworben hätten, von Ihm empfohlen zu werden.

Die Redaktion des »Phöbus«.

(Sembdners Quelle: Phöbus. E. Journal f. d. Kunst. Hrsg. v. H. v. Kleist u. Adam H. Müller. Dresden 1808 (Fotomechan. Nachdruck. Nachwort u. Kommentar v. H. Sembdner, Stuttgart 1961)


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