Heinrich von Kleists Lebensspuren (LS 30)

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Heinrich von Kleists Lebensspuren. Dokumente und Berichte der Zeitgenossen. Neu herausgegeben von Helmut Sembdner. München 1996. [In der Kleist-Literatur üblicherweise mit der Sigle LS und laufender Nummer zitiert.]


Überlieferung (Bülow 1848)

Das neue Leben Kleists in Frankfurt a. O. dürfte wohl die allerglücklichsten Stunden enthalten haben, die ihm der Himmel bestimmt hatte. Er studierte fleißig Philosophie und alte Sprachen, und lebte in heiterer Geselligkeit mit seinen Freunden und Geschwistern, welche letztere, mit ihm zusammen, ihr elterliches Haus bewohnten. Dem wunderlichen Hauswesen, das sie darinnen führten, stand eine alte liebreiche Tante [v. Massow] rüstig vor und es beseelte in dem kleinen Kreise jung und alt der beste Geist. Der neue Tag fing es wieder an, wo es der vorige gelassen hatte, und es wollte vom Morgen bis zum Abend des Scherzes und der Lust kein Ende werden. Der neue Ankömmling ging nicht allein auf alles was die anderen angegeben hatten, ein, sondern wußte das gesellige Vergnügen immer noch wesentlich zu erhöhen, oder den begonnenen Scherz witziger und pikanter auszuführen.

So kindisch ausgelassen er auch sein konnte, war Kleist freilich ebenso oft still, ernst und zerstreut. Ebenso glühend hingerissen von allem Großen und Schönen, als durch alles Gemeine und Niedrige empört. Es konnte ihn der geringste Verstoß gegen die Sittlichkeit, ein Blick, eine Miene außer Fassung bringen. [LS 35]

(Sembdners Quelle: Bülow, Eduard v.: H. v. Kleists Leben und Briefe. Berlin 1848, S. 9f.)


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