Heinrich von Kleists Lebensspuren (LS 33a)

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Heinrich von Kleists Lebensspuren. Dokumente und Berichte der Zeitgenossen. Neu herausgegeben von Helmut Sembdner. München 1996. [In der Kleist-Literatur üblicherweise mit der Sigle LS und laufender Nummer zitiert.]


Überlieferung (Bülow 1848)

Kleists außerordentliche Zerstreutheit ward seinen Freunden oft ein Gegenstand des Spottes, und er lachte, sobald er geneckt ward, häufig selbst darüber mit. Er mochte in seine Studien noch so sehr vertieft sein, sobald sein jüngerer Bruder eine Melodie zu singen anhub, und in der Mitte abbrach, sang Kleist sie ohne Zweifel weiter. Als er eines Tages aus dem Collegium kam, wollte er nur seinen Rock zu Hause wechseln; zog sich jedoch in Gedanken bis auf das Hemde aus, und war eben im Begriffe zu Bett zu steigen, als sein Bruder dazukam, und ihn durch ein lautes Gelächter aus dem Traume weckte.

Nach einer Mitteilung Fouqués hatte ihn derselbe zuweilen mit vieler Lebendigkeit eine Begebenheit zu erzählen anfangen, plötzlich mitten darin verstummen und still dasitzen sehen, als ob er allein im Zimmer gewesen wäre. An sein Schweigen erinnert, hatte er zwar mit über sich selbst gelacht und wieder zu erzählen angefangen, war aber nicht selten zum andernmale in denselben Fehler verfallen. [LS 138a]

(Sembdners Quelle: Bülow, Eduard v.: H. v. Kleists Leben und Briefe. Berlin 1848, S. 11f.)


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