Heinrich von Kleists Lebensspuren (LS 363)

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Heinrich von Kleists Lebensspuren. Dokumente und Berichte der Zeitgenossen. Neu herausgegeben von Helmut Sembdner. München 1996. [In der Kleist-Literatur üblicherweise mit der Sigle LS und laufender Nummer zitiert.]


Ernst von Pfuel an Caroline von Fouqué. Sommer 1810

In Berlin blieb ich 4 Tage und meine Anwesenheit fiel gerade mit dem Sonntag zusammen, wo die Leichenpredigten der Königin nach dem gegebenen Text gehalten wurden. Müller, seine Frau, Kleist und ich verteilten uns in verschiedenen Kirchen, um Schleiermacher, Ribbeck, Ancillon und Ehrenberg zu gleicher Zeit zu hören, wir waren insgesamt nicht sehr erbaut worden. Keiner von allen hatte den Gegenstand mit der Einfachheit und Würde behandelt, welche er verlangte; nach einem schönen, zum Herzen sprechenden Anfange ließ sich Ancillon in eine steckbriefartige Beschreibung der Eigenschaften der Verstorbenen ein und endete mit zum Teil unechten Rednerkünsten, so daß ich nur sehr mittelmäßig befriedigt nach Hause ging. Vor allem aber hat Schleiermacher kalt und herzlos gesprochen, seine untadelhaft logisch verschränkten, mit der besten Moral gesättigten Perioden haben keine Tränen hervorzulocken vermocht; Müller, der ihn gehört hatte, war indigniert. Das sind nun die großen Redner! mit keinem Effekt!

(Sembdners Quelle: Rahmer, Sigismund, H. v. Kleist als Mensch und Dichter. Nach neuen Quellenforschungen. Berlin 1909, S. 41f.)

[Anmerkung Sembdner: »Kleist hörte vermutlich die Leichenpredigt des Probstes Ribbeck.«]


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