Heinrich von Kleists Lebensspuren (LS 391a)

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Heinrich von Kleists Lebensspuren. Dokumente und Berichte der Zeitgenossen. Neu herausgegeben von Helmut Sembdner. München 1996. [In der Kleist-Literatur üblicherweise mit der Sigle LS und laufender Nummer zitiert.]


Matth. von Collin (Jahrbücher der Literatur, Wien 1822)

Was aber den Ruhm betrifft, der Kleisten, wie Tieck bemerkt, gefehlt haben soll, so glauben wir, daß es nur mit Einschränkung zugegeben werden könne, daß ihm ein seinen Bemühungen angemessener guter Name im Vaterlande gefehlt habe. …

Kleists Dichtertalent konnte nicht so rasche Wirkungen hervorbringen, schon aus dem Grunde nicht, weil die ersten Erzeugnisse seiner Muse in Hinsicht auf Sprache und Vers in gesuchter Nachlässigkeit sich gefielen. Er trat ferner in einer Zeit auf, wo das vielseitige Streben der deutschen Dichtkunst sich bereits in so mannigfaltigen Werken entwickelt hatte, und noch entwickelte, daß der neue Ankömmling wohl einige Zeit unbemerkt mit der Menge wandeln konnte. … Wenn aber in Zeitschriften und kritischen Werken von Kleist unbilliger Weise geschwiegen wurde; wie dies bei den Werken so mancher Dichter zu geschehen pflegt, wenn sie nicht sich selbst dahin Bahn zu brechen verstehen, oder dies zu tun verschmähen; so war doch der Dichter voll Sonderbarkeiten, wenn Rezensent aus seinen eigenen Umgehungen den Schluß ziehen darf, von seinem ersten Erscheinen an, der Gegenstand einer liebevollen Aufmerksamkeit der Kunstfreunde. So ward das Käthchen von Heilbronn, mancher Schwierigkeiten ungeachtet, noch im Manuskripte hier im Theater an der Wien zur Aufführung gebracht, und von jeher ein Gegenstand immer sich erneuernder Bewunderung.

(Sembdners Quelle: Collin, Matthäus v.: Über neuere dramatische Literatur. Jahrbücher der Literatur, Bd. 20, Wien, Okt.-Dez. 1822, S. 116f.)


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