Heinrich von Kleists Lebensspuren (LS 505b): Unterschied zwischen den Versionen

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'''Überlieferung (Eduard von Bülow, Allgemeine Zeitung 1846. Im Buch von 1848 unterdrückt)'''
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Inzwischen hatte seine Familie [*]<ref>Gemeint ist wohl Marie v. Kleist</ref> eine hohe Person für ihn
 
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Dichtung eines vaterländischen Schauspiels eine Unterstützung
 
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regierenden Hause verwandte Person [**] in Berlin aufhielt, war
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regierenden Hause verwandte Person [**]<ref>Prinzeß Wilhelm, geb. Prinzessin Marianne von Hessen-Homburg, eine Schwägerin Friedrich Wilhelms III., war nach dem Tode der Königin Luise nach Berlin zurückgekehrt; ihr widmete Kleist den ›Prinz von Homburg‹.</ref> in Berlin aufhielt, war
 
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seiner Dichtung auch eine Prinzessin von Oranien [***].
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seiner Dichtung auch eine Prinzessin von Oranien [***]<ref>Die jüngere Schwester des Königs, Friederike Luise Wilhelmine, Erbprinzessin von Oranien, lebte damals am preußischen Hofe.</ref>.
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Der edle Dichter widmete das vollendetste Werk seines
 
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''(Sembdners Quelle: Bülow, Eduard v.: Über H. v. Kleists Leben. Monatsblätter z. Allgemeinen Zeitung. Augsburg, Nov. 1846,, S. 512-530)''
  
 
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Version vom 14. Dezember 2013, 11:14 Uhr

Heinrich von Kleists Lebensspuren. Dokumente und Berichte der Zeitgenossen. Neu herausgegeben von Helmut Sembdner. München 1996. [In der Kleist-Literatur üblicherweise mit der Sigle LS und laufender Nummer zitiert.]


Überlieferung (Eduard von Bülow, Allgemeine Zeitung 1846. Im Buch von 1848 unterdrückt)

Inzwischen hatte seine Familie [*][1] eine hohe Person für ihn zu interessieren gewußt, durch deren Vermittlung Kleist für die Dichtung eines vaterländischen Schauspiels eine Unterstützung von Staatswegen zugesichert wurde. Kleist ergriff den Gedanken mit Begeisterung, und so entstand sein Meisterwerk: »Der Prinz von Homburg«, gewiß das einzige Schauspiel seiner Art, dessen Lektüre oder Aufführung im Falle der Not brandenburgisch- deutsche Vaterlandsliebe zu erwecken fähig ist. Der zufällige Umstand, daß sich damals eine andere hohe, dem regierenden Hause verwandte Person [**][2] in Berlin aufhielt, war mit Veranlassung gewesen, daß sich Kleist dieses Stoffes bemächtigte. Um es recht gut zu machen, verherrlichte er in seiner Dichtung auch eine Prinzessin von Oranien [***][3].

Der edle Dichter widmete das vollendetste Werk seines Lebens handschriftlich seiner Gönnerin. Es war eine poetische Verblendung, davon Hofgunst zu erwarten. Man hatte demselben erwartungsvoll entgegengesehen, und fand sich in den daran gestellten Anforderungen schwer enttäuscht. Eine Enttäuschung in einem solchen Falle verrät sich durch Schweigen. Seine eigene Enttäuschung gab aber der verzweifelten Stimmung, in der er sich bereits befand, neue Nahrung; man kann jene stillschweigende Verwerfung seiner Dichtung als seinen Todesstoß ansehen. Das Unglück seines Vaterlandes, die öffentliche Verleugnung seines Talentes, seine hilfsbedürftige Lage hatten ihn völlig hoffnungs- und mutlos gemacht.

  1. Gemeint ist wohl Marie v. Kleist
  2. Prinzeß Wilhelm, geb. Prinzessin Marianne von Hessen-Homburg, eine Schwägerin Friedrich Wilhelms III., war nach dem Tode der Königin Luise nach Berlin zurückgekehrt; ihr widmete Kleist den ›Prinz von Homburg‹.
  3. Die jüngere Schwester des Königs, Friederike Luise Wilhelmine, Erbprinzessin von Oranien, lebte damals am preußischen Hofe.

(Sembdners Quelle: Bülow, Eduard v.: Über H. v. Kleists Leben. Monatsblätter z. Allgemeinen Zeitung. Augsburg, Nov. 1846,, S. 512-530)


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