Heinrich von Kleists Lebensspuren (LS 561a)

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Heinrich von Kleists Lebensspuren. Dokumente und Berichte der Zeitgenossen. Neu herausgegeben von Helmut Sembdner. München 1996. [In der Kleist-Literatur üblicherweise mit der Sigle LS und laufender Nummer zitiert.]


Ferdinand Grimm an seine Brüder. Berlin, 23. Mai 1818

Am frühen Morgen stand ich vor des armen Kleists Grab; seine Frau liegt daneben. Von der Anhöhe, ein geräumiger mit Kiefern umschlossner Platz, hat man eine helle Aussicht über den weiten und breiten heiligen See zu allen übrigen gegen Sonnen-Untergang sich hebenden waldigen Bergen, fast bis zum fernen Spandau, dessen spitziger Kirchturm sich undeutlich blicken läßt, wohl eine der stillschönsten Gegenden weit und breit. Um die Gräber stehen etwa zwanzig hohe Pappeln, aber bis auf eine fand ich alle verdorrt; dies rührt nur vom sandigen Boden her, worin sie schwerer gedeihen; ich und [Freund] Wilhelm nahmen mehre der vertrockneten Stämme weg und pflanzten neue dahin, und zwar so eifrig, als ob uns jemand daran zu stören kommen würde, und verbanden alle miteinander, so daß nach kurzem die Bäumchen ordentlich einen Kranz bildeten und sich die Hände reichten. Es sah nun wirklich wieder schön aus, als wir gingen und hinblickten.

(Sembdners Quelle: teig, Reinhold: Neue Kunde zu H. v. Kleist. Berlin: Reimer 1902, S. 125)


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