Heinrich von Kleists Lebensspuren (LS 567d)

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Heinrich von Kleists Lebensspuren. Dokumente und Berichte der Zeitgenossen. Neu herausgegeben von Helmut Sembdner. München 1996. [In der Kleist-Literatur üblicherweise mit der Sigle LS und laufender Nummer zitiert.]


Victor Blüthgen. Tägliche Rundschau, 21. März 1904

Die in Aussicht genommene Lösung der ganzen Frage: die Verlegung des Grabes, ist unter allen Umständen etwas, wogegen sich unser Gefühl sträubt, und ganz gewiß nicht bloß das unsrige. Man hat anderwärts mehr als einmal die sterblichen Reste menschlicher Größen exhumiert und an anderer Stelle würdig untergebracht, aber schließlich: in keinem Falle hat sich das Volksempfinden so wie in diesem der ursprünglichen Grabstätte bemächtigt, den Toten und seine Grabstätte zu einer Einheit zusammengeschmolzen, aus dieser Einheit Poesie und moralische Anregung zugleich geschöpft. Dies Kleistgrab, wie es ist, ist ein klassisches Memento: Das ist oft genug Dichterlos, laß es nie wieder dahin kommen, deutsches Volk! …

Muß man notwendig die Ruhe dieser Gebeine stören? Das Gelände, wo sie ruhen, wird in Parzellen geteilt, für Villengründungen verkauft werden … Der Prinz zieht vor, als guter Geschäftsmann gewürdigt zu werden. Gut. Aber wenn er meint, deswegen als mehr gelten zu dürfen, weil er für anständige Unterbringung auf einer anderen Stelle seines Besitzes für das Kleistgrab sorgt, so irrt er sich. Er hätte ruhig konsequent bleiben und sagen sollen: Wenn Ihr das Kleistgrab lassen wollt, wo es ist, so kauft mir doch die Parzelle ab!

(Sembdners Quelle: Blüthgen, Victor: Das Kleistgrab (Tatsachen und Meinungen). Tägliche Rundschau, Berlin, 21. 3. 1904)


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