Heinrich von Kleists Lebensspuren (LS 59)

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Heinrich von Kleists Lebensspuren. Dokumente und Berichte der Zeitgenossen. Neu herausgegeben von Helmut Sembdner. München 1996. [In der Kleist-Literatur üblicherweise mit der Sigle LS und laufender Nummer zitiert.]


Auguste von Schönfeldt nach Ulrikes Erzählung

In Paris hat Onkel Heinrich Unterricht in der griechischen Sprache genommen, zuerst bei einem Monsieur Cournon, der Professor in dieser Sprache … war. Monsieur Cournon war ein parvenu aus der Revolution, der mehr durch sein savoir parler und seinem äußern Wesen die Stelle eines Professors erlangt hat, als daß ihm gründliche Kenntnisse dazu verholfen hätten, deshalb war Onkel mit der Rekommandation von Lalands durchaus nicht zufrieden, gab ihm bald den Abschied und nahm einen andern Lehrer, einen ganz jungen bescheidenen Menschen, der ihm mehr genügte. Dieser aber bekam bald die Stelle eines Professors in der griechischen Sprache an einer Schule in einer kleinen Stadt, nicht entfernt von Paris, mußte den Unterricht aufhören und hatte Onkeln als Professor der deutschen Sprache vorgeschlagen, der bei dieser Schule noch gesucht wurde. Daher, Gott weiß auf welche Umwege, kömmt wahrscheinlich der Irrtum in der französischen Biographie von Onkeln, daß er nach Paris gereist wäre, um Unterricht in der deutschen Sprache zu geben. [Kleist selbst spricht im Brief vom 13. Nov. 1800 davon] … [LS 90] Nach Paris ist Onkel gereist, um das im Reiche der Kunst und Wissenschaft zu erlernen, was er Frankreich vor Deutschland vorausgeschritten glaubte, ist aber mit seinem Aufenthalte dort gar nicht zufrieden gewesen, nachdem er die Erfahrung gemacht hat, daß die Franzosen, denen in der ganzen Welt alles nachgeäfft wird, bedeutend vor Deutschland zurück wären, trotzdem, daß gerade damals, 1801, alle Kunstschätze und alle Gelehrten in Europa nach Paris strömten. [LS 189c]

(Sembdners Quelle: Hoffmann, Paul: Ulrike v. Kleist über ihren Bruder Heinrich. Euphorion, 1903, S. 135)


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