Heinrich von Kleists Nachruhm (NR 52b): Unterschied zwischen den Versionen

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Wie erschrak ich über die Nachricht von Kleists Tod! Brentano brachte sie mir zuerst, ihm hatte es Savigny geschrieben. Kurz vorher hatte ich den zweiten Teil seiner herrlichen Erzählungen gelesen, und mich seines blühenden Talents mit inniger Neigung gefreut! Das ist nun zerstört. Ich war erschüttert: seine Seele schwebte mir vor, und ich hatte Einsicht darein! Der Arme! welch ein ungeheurer Schmerz muß in ihm gewütet haben, eh er sein Talent aufgab, das er in seinem verwüsteten Leben wie den unzerstörbaren Talisman eines verheißenen Glücks betrachtete! [...] Ich baue auf das Leben, man stirbt nicht so leicht, wenn man nicht will.
 
Wie erschrak ich über die Nachricht von Kleists Tod! Brentano brachte sie mir zuerst, ihm hatte es Savigny geschrieben. Kurz vorher hatte ich den zweiten Teil seiner herrlichen Erzählungen gelesen, und mich seines blühenden Talents mit inniger Neigung gefreut! Das ist nun zerstört. Ich war erschüttert: seine Seele schwebte mir vor, und ich hatte Einsicht darein! Der Arme! welch ein ungeheurer Schmerz muß in ihm gewütet haben, eh er sein Talent aufgab, das er in seinem verwüsteten Leben wie den unzerstörbaren Talisman eines verheißenen Glücks betrachtete! [...] Ich baue auf das Leben, man stirbt nicht so leicht, wenn man nicht will.
  
''(Aus: Der Freimüthige oder Berlinisches Unterhaltungsblatt für gebildete, unbefangene Leser. Berlin, 26. 11. 1811)''
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''(Sembdners Quelle: Briefwechsel zwischen Varnhagen und Rahel. Bd. 2, Leipzig 1876, S. 192)''
  
 
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Aktuelle Version vom 1. Juli 2019, 09:17 Uhr

Heinrich von Kleists Nachruhm. Eine Wirkungsgeschichten in Dokumenten. Herausgegeben von Helmut Sembdner. München 1996. [In der Kleist-Literatur üblicherweise mit der Sigle NR und laufender Nummer zitiert.]


Varnhagen an Rahel. Prag, 8. Dezember 1811

Wie erschrak ich über die Nachricht von Kleists Tod! Brentano brachte sie mir zuerst, ihm hatte es Savigny geschrieben. Kurz vorher hatte ich den zweiten Teil seiner herrlichen Erzählungen gelesen, und mich seines blühenden Talents mit inniger Neigung gefreut! Das ist nun zerstört. Ich war erschüttert: seine Seele schwebte mir vor, und ich hatte Einsicht darein! Der Arme! welch ein ungeheurer Schmerz muß in ihm gewütet haben, eh er sein Talent aufgab, das er in seinem verwüsteten Leben wie den unzerstörbaren Talisman eines verheißenen Glücks betrachtete! [...] Ich baue auf das Leben, man stirbt nicht so leicht, wenn man nicht will.

(Sembdners Quelle: Briefwechsel zwischen Varnhagen und Rahel. Bd. 2, Leipzig 1876, S. 192)


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