Brief 1802-11-00

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Weimar, November 1802

Absender: Heinrich von Kleist

Adressat: Ulrike von kleist


Weimar, im November 1802

Mein liebes Ulrickchen, ich bin sehr beunruhigt, über das Ausbleiben aller Nachrichten von Dir. Wenn ich nicht irre, so solltest Du nach unsrer Verabredung zuerst schreiben -? Sollte ich es, so verzeih mir; und dem Himmel sei Dank, daß er mir in diesem Augenblick zufällig die Lust zum Schreiben gab. Denn Du weißt, was ein Brief von mir bedeutet. Es könnte eine Zeit kommen, wo Du ein leeres Blatt von mir mit Freudentränen benetztest - Ich wohne hier zur Miete, und hätte allerdings die Geschirre usw. brauchen können; bin aber oft ganze Tage in Oßmannstedt, wo mir ein Zimmer eingeräumt worden ist; denn Wieland hat sich nicht entschließen können, das Haus, in dem es spukt, zu beziehen. Wirklich, im Ernste, wegen seiner Bedienung, die er sonst hätte abschaffen müssen. - Möchte Dich der Himmel doch nur glücklich in die Arme der Deinigen geführt haben! Warum sage ich nicht, der Unsrigen? Und wenn es die Meinigen nicht sind, wessen ist die Schuld, als meine? Ach, ich habe die Augen zusammengekniffen, indem ich dies schrieb - - Wenn Du nur glücklich von Werben nach Guhrow gekommen bist, für das andre bin ich nicht besorgt. - Jetzt eben fällt mir etwas ein, was wohl der Grund Deines langen Stillschweigens sein könnte; nämlich die Arbeit an meinen Hemden. Ich möchte auf jede Hand weinen, die einen Stich daran tut - Lebe wohl. Schreibe doch recht bald, poste restante. Und die Hemden werden mir allerdings wohltun.

Heinrich.

Auch brauche ich immer noch Chemisetts.


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