Brief 1804-08-02

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Berlin, 2. August 1804

Absender: Heinrich von Kleist

Adressat: Ulrike von Kleist


Meine beste Ulrike,

ich kann Dir jetzt die sichere Nachricht geben, daß der König mein Gesuch günstig aufgenommen hat, obschon ich noch keine offizielle Resolution darüber erhalten habe. Mir hat es Kökritz vorgestern mit einer großen Ermahnung, die Gnade des Königs nicht zum drittenmal aufs Spiel zu setzen, auf eine sehr gütige Art angekündigt, und mir geraten zu Beym zu gehen, und die Beschleunigung der Resolution bei diesem zu betreiben. Der ganze Aufschub derselben scheint bloß daran zu liegen, daß man den Fond zu einer kleinen Besoldung für mich erst eröffnen muß. Beym war gestern nicht zu Hause, und ich habe jetzt einen Brief an ihn entworfen, der vielleicht geschickt ist, ihn ein wenig für meine Sache zu interessieren. - Nach Spanien werde ich nun wohl nicht gehen, so wenig wie nach Schlesien. Gualtieri zwar glaubt es immer noch vorteilhaft für mich, allein er glaubt nicht, daß es der König jetzt bewilligen werde, indem er, wenn er mich bezahlt, auch wohl wird haben wollen, daß ich unmittelbar für ihn arbeite, nicht, daß ich Gualtierin einen Teil seiner Geschäfte in Spanien abnehme. - In diesem Falle wirst Du gewiß Dein Wort halten, und zu mir nach Berlin kommen, das einzige, um dessentwillen mich der glückliche Erfolg meines Gesuches wahrhaft freut. Auch wird Deine Sorge für mich nötig sein, wenn ich mit einer kleinen Besoldung, die doch gewiß 300 Rth. nicht übersteigen wird, meine Bedürfnisse bestreiten soll. Es kann möglich sein, mit dieser Summe auszukommen, aber es ist eine Kunst, und man kann ihre Ausübung von einem Menschen, der dazu einmal nicht taugt, kaum verlangen, so wenig als das Seiltanzen, oder irgend eine andere Kunst. Für jetzt wenigstens, da meine ganze Lebensweise noch so wenig geordnet sein kann, geht es mit 25 Rth. monatlich nicht, und Ihr müßt ein Einsehen haben. Schickt mir nur vorderhand meine Betten, wenn es sein kann; und wenn ich meine paar Möbeln wieder zusammenfinden könnte, so würde ich auch 3 oder 4 Rth. monatlich wohlfeiler wohnen. Adieu. Adieu. Bald ein Mehreres und, ich hoffe, ganz Bestimmtes.

Berlin, den 2. August 1804

Dein Heinrich.

Antworte bald. Spandauer Straße Nr. 53.


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